Montag, 29. Oktober 2012

Erlösung

"30 Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
31 Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden." Mk 12, 30-31

Einfacher geht es kaum, wie ich finde. Der gesamte katholische Glaube stützt sich auf diese zwei Gebote. Wer sie im Herzen trägt, wird alles andere als selbstverständlich ansehen. Die Schwierigkeit, die sich ergibt, ist eben mit "ganzem Herzen, ganzer Seele, all deinen Gedanken und all deiner Kraft". Man muss sich darauf einlassen, darauf vertrauen und üben, wie man auch andere Dinge, die man zu lernen versucht, üben muss... immer und immer wieder. Und der Lohn der ganzen Arbeit? Ein glückliches Leben, eines, dass ich vertreten kann, eines, in dem ich bin was ich bin und nicht mehr oder weniger. Das beste ist: Wir dürfen versagen und wieder aufstehen, weil wir bereits erlöst sind.
Das Aufstehen jedoch sollten wir niemals vergessen!


Wussten Sie schon...?

...,dass Christen keine Schokolade und keine Pizza essen? Naja, ich wusste das bis vor ein paar Tagen nicht, erfuhr es bei einem Gespräch mit einer Freundin ;) Also Scherz beiseite: Wenn das die Vorstellung vom christlichen und im speziellen vom katholischen Glauben ist, haben wir viel zu tun.
Wie bei allem kommt es auch hier auf das richtige Maß an... oder nicht?

Und ... ach ja, gehen Christen eigentlich auch feiern? Ja :) Sehr gerne sogar :) Die Frage ist, muss ich mich auf so einer Feier in Alkohol ertränken?

Nun wundert mich eben nicht, dass viele denken, sie seien ihrer Freiheit beraubt bei Bekennung zum christlichen Glauben.

Freitag, 19. Oktober 2012

Das Gute im Menschen


Vor einiger Zeit kam jemand zu uns, weil er mit seinem Player kein Bild auf dem Fernseher angezeigt bekam. Schnell stellte sich heraus, dass das Kabel defekt war. So besorgte ich ihm fix ein neues. Nachdem er mühevoll seine Gerätschaften zusammengepackt hatte und schon das Haus verlassen wollte, fragte ich ihn freundlich, ob er nicht noch das Kabel bezahlen wolle und wo sich das Kabel denn befände. Daraufhin packte er das Gerät wieder aus und fand das neue Kabel neben dem alten ganz unten im Karton. Statt es zu bezahlen, gab er es mir wieder in die Hand und meinte, er wolle doch erst nach dem Bon des defekten Kabels schauen. Als ich abends einem Kollegen diese Geschichte erzählte, lag für ihn die Absicht, das Kabel unbezahlt mitzunehmen, glasklar auf der Hand. Ich sagte, das könne er doch nicht wissen. Genauso möglich wäre, dass das Kabel völlig unbeabsichtigt im Karton gelandet ist. Der Kollege grinste und sagte: „Du glaubst ja eh an das Gute im Menschen!“
Als mir diese Aussage später durch den Kopf ging, dachte ich, ja, tatsächlich glaube ich an das Gute Menschen, nicht jedoch, dass alle Menschen gut sind. Es ist manchmal schwer, dabei nicht naiv zu erscheinen. Es heißt nicht, dass ich die Möglichkeit der Absicht völlig ausschließe, ich muss es aber auch nicht zu meiner Grundeinstellung machen. Mir begegnen am Tag unzählige Menschen, deren Aussagen man durchaus anzweifeln könnte. Möchte ich jedoch darüber urteilen? Es belehrt mich immer eines besseren, es erinnert mich daran, wie schön es ist, wenn man wirklich gute und ehrliche Menschen trifft. Das Urteil darüber möchte ich jemand anderem überlassen. Und ja: An das Gute im Menschen zu glauben ist für mich eine Grundeinstellung und gehört mit in den Bereich der Nächstenliebe.

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Sünde



In den letzten Monaten habe ich mich oft gefragt, was eigentlich Sünde ist.
Nun findet man in diversen Beichtspiegeln in erster Linie die Gewissenserforschung über die 10 Gebote, des weiteren natürlich über die Kirchengebote. Hier geht es um die grundsätzlichen Dinge, wie Mord, Diebstal, Ehebruch, den sonntäglichen Kirchengang etc.
Ich empfand es allerdings nur bedingt als hilfreich, mich an diesen Formen der Gewissenserforschung zu orientieren. Warum? Das wußte ich bis vor kurzem nicht recht auszudrücken. Erst ein Vortrag über den Sinn der Beichte aus Radio Horeb gibt mir nun die Möglichkeit, mein Gefühl dafür in Worte zu fassen. Es war dort sehr schön
formuliert: Überall dort, wo mich etwas von Gott und seiner Liebe trennt, begebe ich mich in die Sünde. Was bedeutet das nun konkret für den Alltag? Was genau also trennt mich von Gott? Es sind nicht die Fehler, die man begeht, wie zu schnell Auto zu fahren, unmäßig zu essen o.ä. Es ist die Haltung meines Herzens, Tag und Nacht, es sind die Gedanken, mit denen ich durch den Tag ziehe. Lasse ich Wut, Verzweiflung, Hass und Vorurteil aufkommen? Behandle ich mit Respekt und warmen Herzen, in Gedanken bei Gott oder lasse ich zu, dass mein Herz sich verhärtet? Ist wirklich die berühmte Zahnpasta-Tube Ursache für das Scheitern einer Ehe oder sind es nicht vielmehr zwei Herzen, die sich gegenseitig nicht respektieren, mit Trotz und Wut aufeinander reagieren? Herr schenke uns ein warmes Herz, lass uns gefühlvoll und respektvoll miteinander umgehen. Lass uns jedes Wort bedenken, bevor wir es aussprechen. Ich will nicht zulassen, dass etwas mich von Deiner Liebe und meiner Liebe zu meinem Nächsten trennt.

Radio Horeb Beitrag "Heilung durch Beichte" hier

Montag, 15. Oktober 2012

Gemeinschaft

Wie wichtig eine Gemeinschaft ist, mit der man sich austauschen kann, habe ich gestern gemerkt. Obwohl ich erst zum dritten Mal dort war, bin ich unglaublich herzlich empfangen worden. Die Messe ist sehr lebendig, man spürt, dass die Leute mit ganzem Herzen dabei sind. Wundervoll ist es, wenn Menschen sich über den Glauben und aus ihrem Glauben heraus unterhalten. Noch schöner, wenn es junge Menschen sind. Es wäre nun wirklich nett, wenn es sich hierbei um die Pfarrgemeinde meines Bezirks handelte. Leider befindet sich diese Gemeinde jedoch in einem ca. 75 km entfernten kleinen Ort. Das nehme ich in Kauf, denn den Geist, der dort verweilt, wünsche ich mir für alle Gemeinden! Besonders beeindruckt bin ich von der Jugendarbeit. Ich glaube, dass die Jugendarbeit in vielen Gemeinden ein wenig ausstirbt, was leider wiederum dazu führt, dass die ohnehin schon recht leeren Kirchen nur noch von den älteren Menschen besucht werden, die es Zeit ihres Lebens nicht anders gemacht haben.
Klick mich


Über den Glauben sprechen...

... das machen heute, wie mir scheint, nur noch sehr wenige. Ich bin in der letzten Zeit so einigen Leuten begegnet, denen ich nicht "zugetraut" hätte, dass sie glauben. Das hört sich irgenwie blöd an, ich weiß, aber man merkt es so manchem eben nicht an und viele machen ihren Glauben mit sich selbst aus. Schön dennoch zu erfahren, dass es so manchen mehr gibt, als man dachte.
Letztens beim Kaffee unter Freundinnen: Meine beste Freundin sagt plötzlich: "Anika geht jetzt in die Kirche". Ich zuckte leicht zusammen. Kommentar einer anderen Freundin: "Ach.....echt?? Mhm.... naja, wenn es ihr was bringt. ist doch gut!" Ich lächelte :) Als ich dann meine Freundin fragte, warum sie nicht in die Kirche ginge, meinte sie, sie glaube schon an Gott, aber Kirche fände sie halt Mist, bei allem, was da so geschähe an Missbrauch und so. Damit war das Gespräch dann für's erste beendet.
Ein Tag im Job: Eine Kollegin fragt mich unvermittelt, ob ich gläubig sei. Ich, viel zu überrascht von der Frage, antworte schlicht mit ja. "Wow," sagt sie, "das ist ja toll...". Sie hatte meinen Fisch am Auto entdeckt :) Wir haben uns tatsächlich länger über Gott und die Welt unterhalten. Ein sehr schönes Gespräch!
Eine andere Bekannte offenbarte mir letztens, sie würde jeden Tag beten, aber ihr Freund eben nicht, was am Anfang zu Diskussionen führte. Inzwischen hat er sich zumindest damit arrangiert. Ich habe mich gefreut und sie ermuntert, es keinesfalls aufzugeben.
Dennoch kann ich mich erinnern, dass wir uns früher viel häufiger, wenn auch manchmal recht kontrovers mit dem Thema Glauben und Kirche auseinander gesetzt haben. Heute hört man überwiegend das, was ich in den letzten Jahren auch gesagt hätte: "Habe ich nichts mit am Hut, vielleicht gibt es Gott, vielleicht auch nicht, ist mir aber auch wurscht."
Ich habe mir also vorgenommen, darüber zu reden. Das wird nicht so einfach, denn das Argumentieren muss man ja auch erst lernen und nicht nur in der Beziehung stehe ich noch ganz am Anfang :)

Dienstag, 9. Oktober 2012

Liebe zu Gott


Die Liebe zu Gott ist beinahe unbeschreiblich.
Sie sitzt tief im Herzen und droht es fast zu zerbersten.
Diese Liebe kann man nicht mit der menschlichen vergleichen.
Sie ist viel allumfassender, bedingungsloser und hingebungsvoller,
als es jemals menschliche Liebe sein kann.
Sie treibt an, sie formt das Herz und auch den Verstand.
Man versteht, dass Gebote nicht mehr befolgt werden müssen, sondern befolgt werden wollen.
Es ist eine Art von Liebe, die man in die Welt hinaustragen möchte.
So sehr man davon auch gibt, sie wird nicht weniger...

Montag, 8. Oktober 2012

Kraft des Gebets

Wer glaubt, sein Gebet werde nicht "erhört", dem sei gesagt, das ist nicht so. Ganz im Gegenteil
wird sogar jedes Gebet erhört, ob, wenn es sich dabei um eine Bitte handelt, diese unmittelbar erfüllt wird, steht auf einem anderen Blatt. Diese Entscheidung jedoch obliegt ja nicht uns, sondern unserem Vater. Aus Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass schon das eine oder andere Gebet erhört wurde.
Gebet bedeutet eigentlich auch Kommunikation und Kommunikation geht immer in beide Richtungen. Ich mag mich jetzt weit aus dem Fenster lehnen für so manchen, aber auf das eine oder andere habe ich sogar unmittelbar eine Antwort erhalten, während mir wiederum andere Gebete einfach nur Kraft und Mut schenkten, manchmal auch ein Augenzwinkern, Humor oder Gelassenheit - oder einen Menschen, wie letztens eine Kollegin, die ich in ihrem Glauben ein wenig unterstützen durfte. Gebet bedeutet nicht unbedingt, etwas sagen zu müssen. Manchmal fehlen einem selbst gedanklich die Worte. Das wichtige dabei ist, Gott im Herzen zu tragen - den ganzen Tag - 24 Stunden lang. Alles andere ergibt sich dann von selbst :)
So bewahrheitet sich folgendes:

"7 Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen.
8 Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet."
(Matthäus 6,7-8 Einheitsübersetzung)

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Vom Lernen im Alter ;)

Es gibt so einige Dinge, von denen man meint, man könne sie nur in der frühen Jugend gut. Dazu gehört für mich das auswendig Lernen von Gedichten oder sogar ganzen Textpassagen.
In den letzten Jahren, die ich unter anderem mit einem Studium verbrachte, konnte ich alles, aber gewiss nichts auswendig lernen. Soweit nicht schlecht, denn bekanntlich geht es ja bei den meisten Lerninhalten nicht um das Wissen, sondern vielmehr um die Umsetzung und Anwendung.
Als mir das erste mir unbekannte Gebet unter die Augen kam, wollte ich es natürlich auswendig können. So habe ich es mir Zeile für Zeile mühselig zu Gemüte geführt. Man ahnt es schon, kaum legte ich das Gebet weg, waren auch die Zeilen aus meinem Kopf verschwunden. Wunderbar, dachte ich mir, das fängt ja gut an.
Am nächsten morgen war ich schon recht früh - gegen 05.30h wach - setzte mich an meinen PC und während er hochfuhr, überlegte ich angestrengt, wie ich dennoch ein paar wenige Worte in mein Gehirn bannen könne. Genau in diesem Augenblick sprang mein Drucker an und spuckte das abends zuvor schon einmal gedruckte Gebet aus. Keine Frage, die Situation hatte schon fast etwas erschreckendes an sich, auch wenn sie sich in vielerlei Hinsicht mehr oder weniger logisch erklären ließe. Nachdem ich mich beruhigt hatte, mußte ich lachen und dachte: Die Botschaft ist wohl mehr als deutlich, versuche es halt noch einmal. Was soll ich sagen, an diesem einen Morgen habe ich das Gebet auswendig gelernt und bewahre es bis heute im Kopf und im Herzen :)

"Herr Jesus Christus, Sohn des Vaters
sende jetzt deinen Geist über die Erde.
Lass den Heiligen Geist wohnen in den Herzen aller Völker,
damit sie bewahrt bleiben mögen vor Verfall, Unheil und Krieg.
Möge die Frau aller Völker, die selige Jungfrau Maria
unsere Fürsprecherin sein"
Amen

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Heimkehr

In meiner Kindheit bin ich vor allem durch meine Oma zum kindlichen Glauben gelangt. Sie hat mir die Grundgebete der katholischen Kirche beigebracht. Sie war auch diejenige, die abends mit mir gebetet und mich gesegnet hat. Eine wundervolle Erinnerung bis heute... Mein Kindheitsglaube war recht ausgeprägt. Ich glaubte fest an die Kraft des Gebets, Gott war mir unglaublich nah, und ich wollte unbedingt Nonne werden. Meine Mutter hat mir einmal gesagt, eine Nonne sei halt nicht mit einem Mann, sondern eben mit Gott verheiratet. Das wollte ich auch! Meine Eltern waren nicht die Kirchgänger schlechthin. Sie haben mich zur Vorbereitung der Ersten Heiligen Kommunion begleitet und noch eine Weile danach. Für mich war klar, dass ich nach der Kommunion unbedingt Messdiener werden wollte. Das habe ich einige Jahre mit Freude gemacht. Schnell ließ jedoch das Interesse an Kirche nach. Zum einem betrachtete ich immer kritischer die Frage nach einer Existenz Gottes, meinen Kinderglauben verlor ich, zum anderen tat der damalige Freundeskreis ein Übriges dazu, mich davon zu überzeugen, dass Kirche und Gott unnötig, gar dumm seien.
Meine "soziale Ader" behielt ich aber. Ich hegte seit Jahren den Wunsch, Medizin zu studieren mit der Vorstellung, irgendwo in einem Teil der Welt helfen zu können, wo es wirklich nötig ist. Kurz vor dem Abitur aber wurde ich krank und man riet mir mehrfach und eindringlich davon ab, Medizin zu studieren. Ich fiel daraufhin in ein tiefes Loch, wusste so überhaupt nicht mehr, in welche Richtung ich mich beruflich orientieren sollte. Ab diesem Zeitpunkt verlief alles nur noch zufällig. So bekam ich noch im gleichen Jahr eine Ausbildungsstelle als Bankkauffrau (wollte ich nicht, habe ich aber durchgestanden), habe natürlich nach der Ausbildung nicht in diesem Beruf arbeiten wollen und mich sehr über das Angebot der Bank gefreut, als Anwendungsprogrammiererin ausgebildet zu werden.
Dort lernte ich auch einen Freiberufler kennen, der mir vorschlug, mich selbständig zu machen.
Ich glaube, ich hätte diesen Weg nie eingeschlagen, habe es aber dennoch gewagt, weil das die einzige Möglichkeit war, meine Mutter durch Anstellung wieder in die gesetzliche Krankenversicherung zu bekommen. (Sie war nach der Scheidung und einer verstrichenen Frist aus der KV herausgefallen. Dass so etwas in Deutschland überhaupt geht, hätte ich nicht für möglich gehalten. Tatsächlich kann das einen Menschen finanziell ruinieren). Ich habe während meiner Selbständigkeit auch meinen Mann kennengelernt, sicherlich das wertvollste an dieser Zeit neben der Krankenversicherungsgeschichte :)
Ich trieb weiter, verlor mein Projekt, arbeitete weiter selbständig, freute mich dann aber sehr über ein Jobangebot aus dem Einzelhandel, dankbar darüber, bald wieder "festen Boden" unter den Füßen zu haben, auch wenn dies einen enormen Verdienstverlust bedeutete. 2004 holte mich meine Krankheit wieder ein. Ich musste mich einer großen Operation unterziehen, die mich fast ein Jahr außer Gefecht setzte. Eine harte Zeit für uns beide, aber wir haben sie sehr gut überstanden - immer ein Lächeln auf den Lippen, das war halt meine Einstellung :) Ich lief jedoch Gefahr, meinen Job zu verlieren, weil ich so lange krank war. Nach einem mehrwöchigen Kampf mit meinem Arbeitgeber durfte ich in einer neuen Abteilung meine Arbeit wieder aufnehmen. Innerhalb sehr kurzer Zeit hat sich auch das Verhältnis rehabilitiert. In 2009 begann ich ein Fernstudium, eigentlich nur, weil ich mir nach Jahren des Einzelhandels auch ein wenig fundiertes Wissen aneignen wollte. Kaum begonnen, erhielt ich die ersten Jobangebote als Führungskraft, die ich jedoch ablehnte. Ich befand mich damals in einem tollen Team, der Job machte Spaß und das Studium war nicht in erster Linie der Karriere angedacht. Dennoch habe ich mich dann Ende 2010 zu einem Wechsel entschieden, weil ich auf einen sehr warmherzigen Kollegen traf, der mich überzeugte. Ich habe dann Anfang 2011 trotz neuen Jobs mein Studium erfolgreich abgeschlossen. Heute bin ich in der Leitung für drei Bereiche tätig, habe tolle Teams und freue mich nach wie vor sehr daran, diese Teams zu führen.
Mitte 2011 entschieden mein Mann und ich uns dann endlich zu heiraten. Noch im gleichen Jahr ließen wir uns standesamtlich trauen und planten, in 2012 kirchlich zu heiraten. Trotz meiner Entferntheit zur Kirche nahm ich den Sinn der kirchlichen Hochzeit recht ernst und setzte mich damit auseinander. Dennoch war für uns klar, dass wir "nur" einen Wortgottesdienst feiern wollten, da wir der Meinung waren, unsere Gäste seien alle kirchenfern (und auch wir waren sehr kirchenfern!).Wie sehr wir jedoch zuerst bei meiner Schwiegermutter, dann meiner Mutter auf Wiederstand stießen, kann ich nicht ausdrücken. Das Schlimme daran war, dass ich das vorher wusste... warum auch immer. Ich musste also, ob ich wollte oder nicht, mich damit auseinander setzen, dass wir die Heilige Kommunion in Empfang nehmen würden. Meine Mama weinte, als ich ihr mitteilte, wir hätten uns nun für eine Eucharistiefeier entschieden...
Den Tag werde ich nicht vergessen: eigentlich war es ein Abend, ein Abend wie jeder andere, an dem ich an meinem Schreibtisch saß, und, wie ich mich erinnern kann, nichts Besonderes tat. Ich dachte nicht einmal nach, ich glaube, ich las gerade Nachrichten. Völlig unspektakulär wusste ich plötzlich, dass es Gott gibt. Während ich noch versuchte, den Ursprung dieses Gedanken zu ergründen, empfand ich ein sehr lang anhaltendes Gefühl tiefer Liebe und unendlichen Friedens... und fing an zu beten. Ich bin nun wirklich kein religiöser Mensch, also habe ich versucht, in den folgenden Tagen diese Erkenntnis zu ergründen. Das ist mir nicht gelungen, es hat aber mein Leben (zumindest im Inneren) sehr auf den Kopf gestellt. Ich fing an zu lesen, als erstes in der Bibel (nicht eine im Haus, das Internetzeitalter lässt grüßen) und stellte fest, dass nichts mehr langweilig war, dass jedes Wort seine Aussagekraft besaß und ich es verstand. (Noch eine Anmerkung: später fand ich eine "Gute Nachricht" aus vergangener Zeit und danke heute für dieses Geschenk!). Ich wusste plötzlich, dass ich beichten gehen musste, den Termin konnte ich kaum erwarten. Dennoch muss ich zugeben, dass ich in den folgenden Wochen sehr oft an meinem geistigen Zustand gezweifelt habe. Mich zog es in die Kirche - freiwillig - keine Verpflichtung - keine Langeweile - ein Stück kostbare Zeit mit Gott. Bei allem, was ich tat, im Job, privat, vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen dachte ich nur an Gott. Beten war für mich plötzlich das natürlichste überhaupt. Erklären kann ich es bis heute nicht, das Gebet in jeglicher Form gehört aber nun zu meinem Alltag, genauso wie das Lauschen in meinem Inneren auf Antworten. Ich habe mein Leben nun Gott übergeben. Auch jetzt ist mir all dies immer noch unbegreiflich, weder hatte ich den Wunsch, noch hätte ich gedacht, so etwas sei überhaupt möglich und wie auch? Unsere Hochzeit bekam eine neue ungenahnte Tiefe.
Aber: ich bin glücklich :) Nicht, dass ich das nicht vorher auch schon gewesen wäre! Sogar sehr! Es ist jetzt aber anders. Es ist vielmehr auf meine Umgebung, als auf mich ausgerichtet. Ich bin noch feinfühliger geworden, bedenke jedes Wort, gerade in kritischen Situationen und bemerke, wie sich so einfach alles ändert. Viele kleine und größere Erlebnisse könnte ich hier nun anschließen. Eines ist jedoch klar: ich bin nicht verrückt :) Ein weiter Weg liegt noch vor mir, einer, in dem ich, wie ich es immer tat, kritisch betrachten und hinterfragen werde. Ich werde aber nicht gegen mein Herz ankämpfen. Ich habe etwas geschenkt bekommen, das sich vielleicht insgeheim viele Menschen wünschen. Wie dumm wäre ich, das zu verwerfen (wenn ich das überhaupt könnte)?

Der Mensch vor dem allwissenden Gott
1 [Für den Chormeister. Ein Psalm Davids.] Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich.
2 Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken.
3 Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen.1
4 Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge - du, Herr, kennst es bereits.
5 Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich.2
6 Zu wunderbar ist für mich dieses Wissen, zu hoch, ich kann es nicht begreifen.
7 Wohin könnte ich fliehen vor deinem Geist, wohin mich vor deinem Angesicht flüchten?
8 Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du dort; bette ich mich in der Unterwelt, bist du zugegen.
9 Nehme ich die Flügel des Morgenrots und lasse mich nieder am äußersten Meer,
10 auch dort wird deine Hand mich ergreifen und deine Rechte mich fassen.3
11 Würde ich sagen: «Finsternis soll mich bedecken, statt Licht soll Nacht mich umgeben»,4
12 auch die Finsternis wäre für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie Licht.
13 Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter.
14 Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß: Staunenswert sind deine Werke.5
15 Als ich geformt wurde im Dunkeln, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, waren meine Glieder dir nicht verborgen.
16 Deine Augen sahen, wie ich entstand, in deinem Buch war schon alles verzeichnet; meine Tage waren schon gebildet, als noch keiner von ihnen da war.6
17 Wie schwierig sind für mich, o Gott, deine Gedanken, wie gewaltig ist ihre Zahl!
18 Wollte ich sie zählen, es wären mehr als der Sand. Käme ich bis zum Ende, wäre ich noch immer bei dir.7
19 Wolltest du, Gott, doch den Frevler töten! Ihr blutgierigen Menschen, lasst ab von mir!
20 Sie reden über dich voll Tücke und missbrauchen deinen Namen.8
21 Soll ich die nicht hassen, Herr, die dich hassen, die nicht verabscheuen, die sich gegen dich erheben?
22 Ich hasse sie mit glühendem Hass; auch mir sind sie zu Feinden geworden.
23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz, prüfe mich und erkenne mein Denken!
24 Sieh her, ob ich auf dem Weg bin, der dich kränkt, und leite mich auf dem altbewährten Weg!
(Psalm 139, Bibel Einheitsübersetzung)

Montag, 1. Oktober 2012

Gott und die Katze

Gestern abend erst fiel es mir wieder auf: meine Katze liegt auf dem Sofa und schaut mich beinahe fordernd an, sie zu streicheln. So begann ich sie denn zu kraulen, woraufhin sie mir recht schnell ihren Bauch zudrehte, an dem (ich glaube die meisten Katzen) sie am liebsten gestreichelt wird. Sie wendet mir ihr verletzlichstes Körperteil zu, in dem vollkommenen Vertrauen.. nicht einen Moment darüber nachdenkend, ich könne ihr etwas antun. Dieses perfekte, vollkommene Vertrauen in Gott fehlt uns oft. Die Öffnung für Gott bedeutet den tiefen Einblick in unsere Seele, den viele kaum wagen, denn was sie dort entdecken werden, mag nicht schön sein. Es gilt aber aufzuräumen und Platz zu schaffen für das wirklich wichtige und Gute. Keine Frage, das vollkommene Vertrauen, das Öffnen unseres Herzens und unserer Seele bedeutet auch Verletzlichkeit. Einfach alles in unserem Leben werden wir anders oder überhaupt erst jetzt wahrnehmen und vieles davon wird wehtun. Wir werden mitleiden, mitweinen. Wir werden aber auch anpacken und uns daran und an allem mitfreuen. Das eine bedingt und überwiegt das andere.
Ich wünsche allen dieses vollkommene Vertrauen!

Tag der Fische

Bei einer täglichen Strecke von 75 km (einfacher Fahrt), schaue ich mir immer wieder die Autos um mich herum an, freue mich dabei über jeden Christus Fisch, der meist bunt, in regenbogenfarben oder auch uni irgendwo im Heckbereich angebracht ist. Als Kind haben mich diese Fische immer fasziniert, weil sie für mich den Glauben der Leute öffentlich zum Ausdruck brachten. Diesen Zweck werden sie auch heute noch erfüllen... bis auf die Tatsache, dass sie fast gänzlich von den Straßen verschwunden sind.
Heute morgen jedoch, an einem Samstag auf dem Weg zur Arbeit... mußte ich irgendwann aufhören zu zählen :)
Ich habe keine Ahnung, woher sie kamen und wohin sie fuhren, das jedoch in fröhlichen regenbogenfarben - kaum zu übersehen und nicht zu zählen - das läßt hoffen! Die Christen sterben nicht aus - niemals - höchstens trennt sich soeben die Spreu vom Weizen - vielleicht. Das macht eine Kirche möglichweise für den Moment kleiner, aber auch wertiger?! Der Rest kommt von allein, denn nicht vergessen: Wir sind die Kirche!

Seltene Krankheit

so sitze ich also am Sonntag vor dem PC und wusele durch die Irrwege des Internet (überwiegend medizinische Bereiche) und stoße dabei auf das Thema Gürtelrose im Kopfbereich. Das ist im Gegensatz zur gemeinhin bekannten Gürtelrose im Gürtel- oder Brustbereich die eher seltenere Erkrankung. Ich las mich recht tief ein in die Thematik, unter anderem, weil eine jede Gürtelrose grundsätzlich unproblematisch verlaufen kann, wenn sie schnell behandelt wird, jedoch im Nachgang zu außerordentlichen Nervschmerzen führen kann.

Montag morgen: ich erhalte den Anruf einer Kollegin, die sich mit Gürtelrose am Kopf krank meldet.

Ich habe keine Worte für so einen Zufall, zutiefst dankbar bin ich jedoch für das vollste Verständnis, das ich ihr entgegen bringen konnte - und das ist nur gelinde ausgedrückt...

Taxi

auf unserem Weg in den Urlaub haben wir ein Taxi zum Flughafen genommen.
Während mein Mann sich angeregt mit dem wirklich netten Taxifahrer unterhielt, saß ich recht gedankenversunken auf der Rückbank. Das ging so lange gut, bis ich mit einem Blick auf den Tacho des Taxis feststellte, dass wir mit ca. 145 Stundenkilometern unterwegs waren. Nicht, dass das schlimm wäre, hätte es auf dieser Strecke nicht die Begrenzung auf 100 km/ h gegeben ;) Da wir (mein Mann und ich) die Strecke gut kannten, war uns auch der stationäre Blitzer, der schon bald kommen würde, durchaus bekannt. Ich legte dem Taxifahrer freundlich die Hand auf die Schulter und sagte ihm, wir hätten alle Zeit der Welt, zum Flughafen zu gelangen und er dürfe ruhig etwas gemütlicher fahren. Kaum hatte er die Geschwindigkeit des Wagens auf 100km/h gesenkt, sahen wir eine mobilen Blitzer, der ein gutes Stück vor dem mir bekannten stationären aufgebaut worden war. Der Taxifahrer drehte sich zu mir um und bedankte sich. (Ein solches von ganzem Herzen kommendes Danke habe ich nur selten in meinem Leben gehört). Mein Mann jedoch kommentierte, er fahre die Strecke täglich, aber einen mobilen Blitzer habe er an dieser Stelle noch nie gesehen!
Kurz vor Ankunft am Flughafen stellte ich fest, dass wir über eine rote Ampel gefahren, der Fahrer zwischenzeitlich noch kurz telefoniert (Handy am Ohr) hatte und nicht angeschnallt war. Ich musste schon fast lachen, als ich das bemerkte. Eines steht jedoch fest: Wäre ich der Intuition nicht gefolgt, wäre der gute Mann nun seinen Führerschein und damit seinen Job für's erste los. Am Flughafen gab ich dem freundlichen Mann die Hand, lächelte und sagte: "Fahren Sie vorsichtig!". Da schaute er meinen Mann ernst an und antwortete: "Man soll auf Frauen hören!"