Wir können nicht sündenfrei leben. Das mag in gewisser
Hinsicht stimmen. Ich bin aber auch fest davon überzeugt, dass wir Menschen
einen sehr starken Willen haben, der umso stärker wird, je mehr wir uns Gott
zuwenden. Umso mehr wir also Gott zugewandt sind, umso weniger werden wir in
die Sünde fallen. Mit steigendem Alter werden wir weiser, wir wissen, wie wir
gewissen Umständen begegnen können, wie wir Versuchungen widerstehen können - wie wir einfach gut sein können.
So merke ich an winzigen Situationen, wie schnell man hineinrutschen kann in
die falsche Entscheidung und bin zutiefst dankbar, wenn es mir in diesem Moment
bewusst wird. Ein kleines Beispiel: Vor ein paar Tagen hatte ich eine
Verabredung, zu der ich zu spät kam, weil ich schlicht zu spät losgefahren war.
Mir kam der Gedanke, ich könne einfach behaupten, ich habe im Stau gestanden
und jeder der Kollegen hätte diese Aussage, ohne sie anzuzweifeln und mit
völligem Verständnis angenommen. Kaum hatte ich zu Ende gedacht, fiel mir auch
schon auf, wie übel das eigentlich ist. Ich verspätete mich für 10 Minuten,
entschuldigte mich und gab zu, schlichtweg die Zeit, rechtzeitig loszufahren,
verpennt zu haben. Wie sich herausstellte, war ich nicht die letzte, die zu
spät kam, was zu allgemeiner Erheiterung führte.
Mir wurde klar, dass viele schlechte Dinge im Kleinen beginnen und die
persönlichen Grenzen verschwimmen lassen. Mir wird auch immer wieder klar, dass
ich ohne Glauben manchmal gar nicht recht wüsste, was gut und was schlecht ist,
weil es in unserer Gesellschaft viel zu viele Dinge gibt, die sich als
vermeintlich richtig und gut eingebürgert haben.
..." und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von
dem Bösen..."
Mögen wir das ernsthaft beten und im Alltag immer Gott zugewandt sein, dann
werden wir in mancher Situation gut überlegen, ob wir uns nicht besser anders
verhalten oder hätten anders verhalten können. Dann ist Gutsein vielleicht gar nicht so schwer, wie es sich manch einer vorstellt.
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