Mittwoch, 26. Dezember 2012

Entzug


Erster Tag: fühlt sich leicht an, warum auch immer vermisse ich nichts und denk, mhm, warum ist das so einfach? Bin nicht sicher, wie ich überhaupt auf die Idee kam. So spontan… kann nicht funktionieren, bin nicht im Geringsten vorbereitet – außerdem habe ich einen der stressigsten Tage des Jahres auf der Arbeit vor mir – geniale Idee.

Zweiter Tag: Ich stelle fest, es ist doch nicht so einfach. Anfälle, die ca. 20-30 Minuten in Anspruch nehmen, einen eiskalt erwischen… regelrecht schmerzen. Ich habe schon viel erlebt, daher kann ich sagen, es gibt schlimmeres. Für den Moment jedoch hart und schwer durchzustehen. Dabei geht es nicht darum, man könne wieder in die Sucht zurückfallen – nein – man merkt erst jetzt, wie abhängig man wirklich war.

Dritter Tag: Es wird nicht einfacher, sondern noch schwieriger. Ich bin extrem gereizt, eigentlich aggressiv, da hilft auch kein Flehen und Beten, ich muss da durch. Abends geht es im Tiefflug von der Haustür über das Bad ins Bett – bitte kein Kontakt – es könnte zwischenmenschliche Beziehungen stören ;) Frage mich, wie ich gerade meine Arbeit schaffe….

Vierter Tag: Wann wird das vorbei sein?

Fünfter Tag:…

Sechster Tag: Unglaublich, es geht besser, die Schmerzen lassen nach und meine Laune bewegt sich allmählich in normalen Bahnen. Ich fange an, das Gefühl der Freiheit so richtig zu genießen. Dennoch ergreift es mich, ich ziehe einmal, zweimal und merke, dass es mir nicht gut tut. Ich weiß genau, ich würde umkippen nach einer ganzen Zigarette. Ich mache sie also wieder aus und lasse es. Genau so, nicht anders geht es. Ich muss einfach kapieren, dass es weder schmeckt, noch sich in irgendeiner Form positiv auf den Körper auswirkt.

Siebter Tag: Es ändert sich nun nicht mehr viel. Ich könnte den ganzen Tag nur danken für diese Befreiung. Mir ist noch nicht klar, warum, wie… Allein der Gedanke an Aufhören hat bei mir Panikanfälle ausgelöst… das muss man sich mal vorstellen, aber so ist das mit einer Sucht.
Ich kann nun kaum in Worte fassen, wie gut das Gefühl dieser neuen Unabhängigkeit ist. Dafür bin ich gerade so sehr dankbar, dass ich mir beim besten Willen keinen guten Grund vorstellen kann wieder anzufangen (Entzugserscheinungen und alte Gewohnheiten sind auf jeden Fall kein guter Grund ;)).

12 Tage nun… ich danke von Herzen all jenen, die mir Mut machen, mir zurufen „Halt durch!“
Ich gebe mein Bestes ;)

FREI

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen